Schon beim ersten Besuch am 15.05.2023 war unseren Ausbildungsmeistern Andreas Beck und Georg Göppel klar, dass sie ihre Zimmermeisterkollegen in Frankreich zu einem späteren Zeitpunkt nochmals besuchen müssen. Warum?
Die Zimmerei "Le Bras Frères"
Mit der Schülergruppe waren Sie in der Zimmerei “Le Bras Frères” in Val de Briey in der Region Grand Est.
Dort wird der Vierungsturm (la fleche) des Dachtstuhls für die Jahrhundertbaustelle, der Rekonstruktion der Kathedrale Notre-Dame de Paris nach deren Zerstörung durch den verheerenden Brand am 15.04.2019 abgebunden.
Dabei erkannten Sie, wie Sie mit ihrer Expertise eventuell beim Aufbau des Notre Dames helfen konnten: mit Planfräsen und Schablonen.
Nach Fertigstellung des Turms wird dieser 60 Meter hoch und aus 400m³ Eichenholz in gesägter Qualität bestehen. Wie aus den Bildern hervorgeht sind hierbei unzählige Holzverbindungen erforderlich.
Die Qualität des Handabbunds der über einem 1:1 Aufriss erfolgt, ist nahezu unglaublich.
Hier wird wirklich auf den Millimeter gearbeitet.
Die Überblattungen werden nach dem Anriss eingesägt, ausgestemmt und anschließend mit großen Stoßäxten geglättet.
Unseren Ausbildungsmeistern war sofort klar, dass die Planfräse gute Dienste leisten könnte. Beim Gespräch mit Patrick Jouenne, dem Leiter des Wiederaufbaus des Spitzturms, sowie dem Querschiff der Kathedrale, stellte sich heraus, dass diese Maschine nicht bekannt ist.
Wieder zuhause, überlegten Andreas Beck und Georg Göppel dann, wie die Fräslehren aussehen müssen, damit die Zimmerei in Frankreich die Maschine überhaupt einsetzen könnten.
Daraus entstand die Idee, verstellbare Schablonen zu erstellen. Jeder machte sich einzeln Gedanken und erstellte am Ende seine eigene Schablone, um vor Ort herauszufinden, welche Idee besser umsetzbar ist.
Erneuter Besuch in Metz
Im Juni 2023 ging es dann mit einem Team nach Metz: Andreas Beck, Gabriel Beck, Georg Göppel, Louis Stäbler und Carsten Stäbler. Louis Stäbler war zu dem Zeitpunkt in der ÜBA in Biberach und ist in Paris aufgewachsen. Gemeinsam mit seinem Vater begleitete er das Team, um zu übersetzen und zu vermitteln.
Mit einem vollgeladenen Bus mit Schablonen, 3 Planfräsen, Staubsaugern, Stufeneinleger Schablone und noch mehr Werkzeug startete das Team frühmorgens in Richtung Metz.
Nach einem Rundgang in der Abbundhalle sah das Team sofort, dass die letzten Wochen fleißig gearbeitet wurde.
Jetzt wurde es ernst: die Zimmermeister vom Bildungszentrum Holzbau konnten in einem Teil der Halle ihre Vorführung mit den Planfräsen vorbereiten. Zuerst zeigten sie vor Ort, aus welchem Anwendungsbereich die Planfräse eigentlich kommt.
Dazu hatte Andreas Beck einen Antritt einer Treppe vorbereitet und fräste in diesen einen Einleger ein. Danach wurde ein Eichenbalken 40/40 vorbereitet, in welchen eine etwa 6cm tiefe Überblattung mit einem schräg kreuzenden Holz abgebunden wurde.
Nach mehreren Schritten, wie Einschneiden und Ausstemmen bis auf etwa 5mm wurde dann die Schablone montiert, ausgerichtet und mit der Planfräse diese Überblattung sauber gefräst.
Spätestens dann hatten die zahlreichen Zimmererkollegen aus Frankreich die Idee hinter dem erneuten Besuch verstanden und waren sehr dankbar für die Hilfe aus Biberach.
Es ging sofort gemeinsam los mit fachsimpeln, ausprobieren und experimentieren.
Erfolgreiche Exkursion
Die Vorführung der Idee war sehr gut gelungen und unsere zwei Kollegen konnten somit einen kleinen Beitrag zum Aufbau der Notre Dame leisten. Zufrieden trat das Team aus Biberach wieder den Heimweg an.
Am Folgetag hat Patrick Jouenne die ersten Bilder zugesendet, wie sie an der 60m langen Mittelsäule des Vierungsturms mit der Planfräse arbeiteteten.
Vielen dank an Louis und seinen Vatern für das Dolmetschen und die Organisation und an Gabriel Beck für die Fotobegleitung.