"Bildungszentrum Holzbau goes Dublin"
Holzbau Projektmanagement Biberacher Modell (HPBM)
Die zukünftigen Poliere des dualen Studiums Holzbau Projektmanagement Biberacher Modell besuchten im Rahmen eines EU geförderten Erasmus+ Projekts die irische Hauptstadt Dublin.
Vom 18. September bis 2. Oktober waren elf Studenten des Biberacher Modells zusammen mit ihren Betreuern vom Bildungszentrum Holzbau, Markus Weitzmann, Wolfgang Schafitel und Anna Strahl, Gäste des Dublin Institute of Technology (DIT). Das DIT bietet Studiengänge für Architekten, Bauingenieure und Projektmanager an, sowie die Ausbildung zum Schreiner, Zimmerer, Maurer, Bauzeichner, Maler und Metallbau.
Im Rahmen einer vorab stattgefundenen Project-Competition des Architekturstudienganges am DIT entwarfen Studenten ein Bauprojekt (Überdachung) für den dortigen Lagerplatz. Aus den besten Entwürfen wurde ein Projekt zusammengestellt, welches anschließend vollständig geplant und in Zusammenarbeit mit unseren Teilnehmern umgesetzt wurde. Die Querschnitte und Qualität des in Irland verfügbaren Holzes sowie die vorhandenen Abbundmaschinen stellten eine große Herausforderung für die Gruppe dar. Da zum Beispiel kurzfristig keine großen Querschnitte verfügbar waren, mussten diese zuerst zusammengeleimt und verschraubt werden, bevor es mit dem Abbund weitergehen konnte.
Die Standards bei der Arbeitssicherheit sind enorm hoch und waren für alle Teilnehmer eine ganz neue Erfahrung. Abgeschlossen wurde das Bauprojekt mit traditionellem Richtfest und Richtspruch sowie dem Zimmererklatsch nach deutschem Vorbild, was viele neugierige Besucher auf den Hof lockte, die sich das ungewöhnliche Treiben auf dem DIT Gelände nicht entgehen lassen wollten.
Neben dem praktischen Teil nahmen die zukünftigen Poliere auch am Unterricht und den Vorlesungen am DIT teil. So gab es Vorlesungen zu den Themen Materialkunde, Vermessungskunde, Baukonstruktion, Kommunikation und Management. Ebenfalls auf dem Stundenplan standen aber auch Baustellenbesichtigungen, wie z.B. die Baustelle der neuen Straßenbahntrasse im Herzen von Dublin (LUAS), der Neubau und die Erweiterung des DIT Geländes Grangegorman Campus, die Restaurierung und Wiederherstellung eines historischen Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert in der Henrietta Street, in dem ein Museum entstehen soll, das die Entwicklung eines einstmaligen Herrenhauses in ein Mietshaus für 100 der Ärmsten Bewohner Dublins zeigt.
„HBPM goes BIM“ – so hieß das Motto dieser Bildungsreise: BIM (Building Information Modelling) ist der Begriff für die optimierte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mit Hilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten digital erfasst, kombiniert und vernetzt und findet Anwendung sowohl im Bauwesen zur Bauplanung und Bauausführung (Architektur, Ingenieurwesen, Haustechnik) als auch im Facility Management. So standen BIM Einführungs- und Weiterbildungsvorlesungen ebenfalls auf dem Programm, die immer abends stattfanden. In diesen Vorlesungen wurde schnell deutlich, dass im englischsprachigen Raum die Einführung und Verwendung dieser Software schon wesentlich weiter fortgeschritten ist, als bei uns in Deutschland.
Aber neben all dem Fachlichen durfte natürlich auch der kulturelle Teil nicht zu kurz kommen: So wurde u.a. eine Stadtrundfahrt „Dublin by night“ unternommen, ein Rugbyspiel besucht und auch die Getränke einer namhaften lokalen Brauerei verkostet.
Ein besonderes Highlight stellte sicherlich der Besuch eines traditionellen irischen Bagpipers (Dudelsackspieler) dar. Neben der geschichtlichen Entstehung und der Herstellung dieses Instruments, war es auch ein akustischer Genuss für die Gruppe.
Weitere Programmpunkte waren die Besichtigung des legendären Gefängnisses Kilmainham Goal, in dessen Hof sich die Gedenkstätte der hier hingerichteten Anführer des Osteraufstandes 1916 befindet. Das Gefängnis spielte in der Geschichte Irlands eine bedeutende Rolle, da viele irische Rebellenführer und nationalistische Politiker hier inhaftiert und teilweise hingerichtet wurden. Nach der Unabhängigkeit Irlands wurde Kilmainham Goal im Jahre 1924 geschlossen. In den 1960er Jahre besann man sich der historischen Gedenkstätte und restaurierte das Gefängnis, um ein Museum bzw. eine nationale Gedenkstätte daraus zu machen. Heute dient es immer wieder als beeindruckende Kulisse für bedeutende Filme.
Nach vielen neuen Erfahrungen und erlebnisreichen zwei Wochen am DIT präsentierten die Studenten des Biberacher Modells zum Abschluss einem interessierten irischen College-Publikum den deutschen Holzbau in sechs fachspezifischen Powerpoint-Präsentationen: Die Themen reichten von Dachkonstruktionen und Dachformen über Dämmmaterialien im Holzbau, Energetische Dachsanierung, Holzbau in Deutschland, Holzrahmenbau und Vorfertigungstechnologien bis zu ersten BIM-Erfahrungen in Deutschland mit anschließender angeregter Diskussionsrunde. Auch diese Beiträge wurden wie alle anderen Programminhalte in englischer Sprache abgehalten, was eine zusätzliche und besondere Herausforderung ausmachte.
Den Kopf voller neuer Erfahrungen und Erlebnissen hieß es dann am Sonntag, 2. Oktober, die Koffer wieder zu packen und Abschied zu nehmen. Dazugelernt haben sicherlich alle viel an Toleranz und spontaner Flexibilität von unseren irischen Gastgebern und werden sich bei der einen oder anderen Alltagssituation schmunzelnd erinnern an „I am not too late, I am just on Irish time“.