Zum Auftakt des zweiwöchigen Aufenthalts ging es vom Flughafen direkt zum Ecovillage Cloughjordan im County Tipperary. Dieses „Dorf im Dorf“ ist ein fortlaufendes Projekt, welches sich seit mehreren Jahren stetig weiter entwickelt, um eine Ökodorf-Gemeinde zu schaffen, die sich für ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit einsetzt. Das Gebiet umfasst viele Niedrigenergiehäuser, wobei noch jede Menge zur Verfügung stehende frei Bauplätze gibt. Teilweise sind schon fertig erstellte Bodenplatten vorhanden, es gibt ein gemeinschaftliches Holzheizsystem in Form einer Fernwärmeanlage, welche mit Hackschnitzel befeuert wird, Land für Kleingärten, Ackerbau und Wald sowie ein grünes Unternehmenszentrum und ein Öko-Hostel für Besucher.
In diesem Hostel wurden wir untergebracht und erhielten nach einem sehr herzlichen Willkommen eine Einführung und Erklärung zu den Hintergründen und der Idee des ECOVILLAGE.
In diesen Tagen erhielten wir durch Vorlesungen der Bewohner, sowie auch durch Besichtigungen des Areals, Einsicht in die Selbstversorgung durch Gemüse- und Obstanbau, aber auch in Themen wie Abführung und Reinigung des Schmutzwassers, welches danach wieder in den Wasserkreislauf des Dorfes zurückgeführt wird.
Die Bewohner luden uns außerdem in ein Wohnhaus ein, damit wir die Holzbauweise und deren Unterschiede zu unserem Holzbau deutlich erkennen und teilweise fachlich diskutieren konnten. Da sich das Klima in Irland ungefähr zwischen 0° Celsius im Winter und im 22° Celsius Sommer bewegt, ist die Anforderung der Holzstärken für die Aussenhülle der Holzhäuser in Bezug auf eine EnEV nicht ganz hoch wie in Deutschland.
Bei einer Betriebsbesichtigung der Baufirma John Sisk & Son stellte uns der Geschäftsführer die Firmengeschichte, das Werk und das Trainings-Center für Carpenters/ Joiners vor, was sehr beeindruckend war.
In Irland werden die Berufe des Zimmerers und des Bauschreiners in einer Ausbildung absolviert und erst nach Abschluss entscheidet man sich für einen der beiden Berufe. Die Ausbildungsdauer wird aus diesem Grund in Irland auf vier Jahre verlängert. Verabschiedet wurden wir mit einem kleinen Imbiss und einem gemeinsamen Foto mit den irischen Lehrkräften und Auszubildenden.
Nun stand auch die Abreise aus dem Ecovillage an und wir fuhren weiter nach Dublin, um in unserem Hotel einzuschecken. Es empfang uns der Großstadt-Trubel mit enorm vielen Menschen und Busse auf den Straßen Dublins. Am darauffolgenden Morgen liefen wir nach einem sehr reichhaltigen Frühstück zu der TU Dublin und wurden vom Manager Joseph Little herzlich empfangen. Er stellte in einem kleinen Rundgang und an einer Computerpräsentation die TU vor, und im Anschluss lernten wir Werkstattlehrer Alan O’Donnal kennen, der mit uns das diesjährige Projekt „Holzfensterverglasungen“ leitete.
Hauptaugenmerk war die präzise Bearbeitung der Holzleisten, wie auch den vorher gefertigten Aufriss im Maßstab 1:1. Nicht nur das praktische Arbeiten am Projekt stand für die Gruppe auf dem Stundenplan, sondern auch die Teilnahme an einigen Vorlesungen wie beispielsweise Building Information Modelling (BIM), Construction Management und Communication.
Am Freitagabend nahmen wir geschlossen an einer Stadtführung durch Dublin teil, bei der wir sehr viel über die Geschichte Irlands und auch der nicht immer angenehmen Vergangenheit erfuhren, was Unterdrückung und Kriege betrifft. Am Samstag und Sonntag ging es dann auf Erkundungstour. Einige erkundeten Dublin, sowie auch ein kleines Fischerdorf namens Howth und die typische Felslandschaft am Meer zu Fuß, andere haben sich in Museen und auch selbstverständlich in der willkommenen Pubkultur wiedergefunden.
Allerdings hieß es am Wochenende nicht nur Sightseeing und Faulenzen, es mussten auch die Präsentationen von Fachthemen in englischer Sprache vorbereitet und ausgearbeitet werden, welche wir probehalber in einem Hotelraum im Untergeschoss am Sonntagabend vortrugen und auch gleich Änderungen und Verbesserungen besprachen.
In der zweiten und letzten Woche ging es mit frischer Kraft an die Fertigstellung des Projektes. Es wurden die restlichen Holzleisten teils von Hand, teils auch mit Maschinen ausgearbeitet und anschließend mit größter Sorgfalt zusammengebaut.
Am Dienstag der zweiten Woche hieß es dann nochmals am Vormittag alles komplett zu überarbeiten und sorgfältig vorzubereiten, so dass die am Abend stattfindende Vorlesung „TIMBER TALK“ unsererseits über den Holzbau in Deutschland ohne Komplikationen abgehalten werden konnte. Zu unserer großen Überraschung war der kleine Saal komplett gefüllt, mit Azubis aus dem technischen Bereich und mit Studenten aus Architektur und verschiedenen Dozenten.
Unser Vortrag war ein voller Erfolg und die vorhergegangene Nervosität, in einer fremden Sprache vor Fachpublikum zu referieren, erwies sich als gegenstandslos, nachdem die Eröffnungsreden von Joseph Little und Achim Eisele einen positiven Start als Grundstein legten.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Werksbesuch am Mittwoch bei COMBILIFT in Monaghan, ganz oben an der Grenze zu Nordirland, zwei Stunden Autobahnfahrt von Dublin entfernt. COMBILIFT ist der weltweit größte Hersteller von multidirektionalen Gabelstaplern. Außerdem besuchten wir die Firma IJM Timber Frame, einem Hersteller von Holzrahmenbau-Gebäuden für die irischen und UK-Märkte.
Auch hier wurden die Unterschiede in der Holzkonstruktion und vor allem in der Holzstärke der Decken und Wände erkennbar, die uns schon in den ersten Tagen im Ecovillage aufgefallen waren. Beindruckend war die enorme Anzahl der zu fertigenden Häuser in einer Woche, welche sich auf ungefähr 35 Stück belaufen. Jedoch werden in diesem Werk nur die Häuser von Produktionsmitarbeitern gefertigt, die Montage der Häuser übernimmt grundsätzlich eine Subunternehmerfirma.
Der Freitag in der zweiten Woche startete mit einer „Feedbackrunde“ zwischen uns und Joseph Little. Hier wurden unsere Erfahrungen mit einem kleinen Brainstorming aufgeschrieben. Im Anschluss bedankte sich Achim Eisele im Namen des Bildungszentrum Holzbau Biberach, mit verschiedenen kleinen Präsenten bei allen Verantwortlichen vor Ort für die Möglichkeiten des jährlichen Studentenaustausches und den damit verbundenen Chancen der internationalen Bildung und der sehr positiven und angenehmen Zusammenarbeit.
Nachdem am Abend das letzte Guinness getrunken war, die letzten Pubs besucht und auch ein letztes Konzert im Theatre besucht wurden, hieß es am Samstagmorgen nach einem letzten herrlichen Frühstück im Castle Hotel „goodbye Dublin“ oder wie der Ire sagt „slán go fóill“.