In der ersten Woche nach den Weihnachtsferien wurde ein Pilotkurs zum Thema Fassadensanierung in unserer Einrichtung durchgeführt. Hierzu wurden einige Auszubildende zur Teilnahme eingeladen, um zusammen mit den Ausbildungsmeistern dieses Thema zu erarbeiten.
Ziel war es, die Lehrlinge im dritten Lehrjahr für diese Thematik zu sensibilisieren. Bei den Grundlagen wurde vorwiegend auf die Notwendigkeit sowie die Vorteile einer Sanierung für den Bewohner besprochen. Welchen Mehrwert hat ein Bauherr durch eine Sanierung bzw. wann kommt denn eine Fassadensanierung überhaupt in Betracht; welchen Gebäudebestand finden wir vor. Konkret ging es hierbei um Gebäude aus dem Baujahr 1960:
- Welche Vorteile haben hinterlüftete Fassaden gegenüber WDVS Systemen?
- Was für Sanierungssysteme bezogen auf den Grundaufbau mit Wärmedämmung gibt es?
- Was bietet uns die Industrie an Hilfsprodukte?
- Welche Möglichkeiten bieten sich dem Holzbauer, mit Materialien zu arbeiten, die sowieso im Betrieb vorhanden sind?
- Was für Dämmstoffe stehen zur Verfügung bzw. welcher Dämmstoff ist wo besser oder wirtschaftlicher einsetzbar?
- Was passiert mit der Bestandswand nach einer Sanierung, durch Veränderungen im Temperaturbereich?
Ebenfalls wurden die Aufbaumöglichkeiten bzw. Kombinationen von einzelnen Schichten und deren Funktion besprochen. Ein weiterer Punkt war die Befestigung bzw. die Lastabtragung: hierbei wurde im besonderen auf geprüfte Dübel Systeme der Firma Fischer eingegangen. Besprochen wurde, welche Lasten an welcher Schicht auftreten, sowie verschiedene Untergründe und deren Schwierigkeiten.
Fazit: Es gibt für alles eine Lösung bzw. Befestigung, diese muss aber im Einzelnen vom Statiker berechnet und geprüft werden. Hierbei mussten wir feststellen, dass unsere Azubis bezogen auf Dübel ein großes Defizit haben.
Zusätzlich wurde das System eines Industriepartners (Lambda-Plus) vorgestellt. Hier wurde auf die Flexibilität bei Unebenheiten an der Bestandswand eingegangen. Unsere Azubis waren davon sehr begeistert, merkten aber später in der praktischen Umsetzung, dass es doch einiges an Arbeitszeit in Anspruch nimmt.
Detailausbildungen
Beginnend am Sockeldetail haben die Azubis gemerkt, dass dieser Anschluss sehr ernst genommen werden muss, wenn man ihn fachlich richtig ausführen will, aber auch sehr aufwändig ist. In unserem Fall gingen wir von einem kalten Keller aus. Hierbei stellte sich die Frage, ob die Sockelausbildung möglicherweise schon vor dem Stellen vom Baugerüst erfolgen kann. Die meisten Lehrlinge würden dies bevorzugen, weil hier noch besser und wirtschaftlicher gearbeitet werden kann.
Das zweite Detail bezog sich auf eine Außenecke: Hier wurde schnell klar, dass je nach Grundaufbau der Schichten diese Eckausbildung einfacher oder aufwändiger herzustellen ist. Dabei muss auch schon im Vorfeld berücksichtigt werden, welche Endbeplankung montiert werden soll.
Weitere Details waren die Grundlagen des Fensteranschlusses, sowie der Trauf- und Ortganganschluss. Bei allen Details wurde schnell klar, dass Wärmebrücken immer eine wichtige Rolle spielen. Auf die Wichtig- und Notwendigkeit der Winddichtheit wurde im Einzelnen eingegangen.
Praxisumsetzung vom Unterbau
Das vorgefertigte Modell mit nahezu originalen Höhenmaße musste zuerst eingerüstet werden. Pro Gebäudeecke wurden zwei Lehrlinge eingeteilt. Somit hatten beide einen Trauf- sowie einen Ortgangabschluss auszubilden. Sockelausbildung und Fensteranschluss waren ebenfalls inbegriffen. Dadurch dass an jeder Ecke unterschiedliche Grundaufbausysteme ausgeführt wurden, bekam jeder Lehrling bei Zwischenbesprechungen mit, welche Problematik die verschiedenen Systeme bereiten. Hierbei wurde den Lehrlingen schnell klar, wo welcher Dämmstoff effizient und wirtschaftlich anzuwenden ist. Bei jeder Ausführungsvariante war der Auftrag, nochmals eine vollflächige Dämmschicht zu verlegen. Hierbei wurde den Lehrlingen schnell bewusst, dass Wärmebrücken um ein Vielfaches reduziert werden können. Bei der Praxisanwendung waren die Lehrlinge hoch motiviert.
Als Abschluss wurden dann verschiedene Verkleidungen an der sanierten Fassade montiert. Holzschalungen und Plattenwerkstoffe wurden erst im theoretischen Teil besprochen und dann in einem Praxisteil am Modell umgesetzt.
Am Ende erhielten die Auszubildenden ein Zertifikat für die Teilnahme an diesem Kurs.