Wenn einer „unserer“ Azubis (er möchte namentlich nicht genannt werden) seine Ausbildung erfolgreich abschließt und danach erst einmal im Ausland Erfahrung sammeln möchte, sind wir natürlich immer gerne behilflich. Durch den Kontakt über Ausbildungsmeister Claus Wieland hat er sich bei uns erkundigt, ob wir ihm bei der Suche nach einem Betrieb behilflich sein könnten. Sein Wunschziel war, nach Finnland zu gehen.
Über unseren Partner in Norwegen konnten wir ihm verschiedene Kontakte vermitteln und Ende August reiste er nun nach Finnland, um dort andere Bereiche und weitere Fähigkeiten des Zimmererhandwerks zu erlernen. Besonderes Interesse hat er am Blockhausbau und neuen Systemen des modernen Holzhausbaus.
Nach einer vierzehntägigen Quarantäne hat er inzwischen seine Arbeit bei einer Firma in Helsinki aufgenommen und wenn es mit der Sprache etwas besser funktioniert, kann er noch bei einer weiteren Firma am Polarkreis arbeiten, die sich auf Blockhäuser spezialisiert hat.
Am 23.09.2020 schickte er uns seine ersten Eindrücke wie folgt:
„Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten kann ich mittlerweile seit zwei Wochen im Logistikbereich der Firma arbeiten, damit ich erstmal die Leute kennen lerne und weiß was wo in der Firma und auf der Baustelle ist. Hier ist alles etwas anders als in Deutschland!
Ich musste einen Sicherheitstest/ Sicherheitseinführung für die Baustelle und die Firma machen, bevor ich überhaupt die Baustelle betreten, geschweige denn arbeiten durfte. Die Arbeitskleidung ist neongelb oder orange, nur an den Helmen erkennt man den Unterschied zwischen Handwerker, Vorarbeiter, Planer, Gast und Bauherr.
Zur Arbeitsausrüstung, die immer zu tragen ist, gehören die Sicherheitskarte, Handschuhe (die auch beim Bohren und Arbeiten mit Maschinen zu tragen sind), Schutzbrille, Helm und gegeben falls Atemschutz und Gehörschutz.
Auf Sicherheit und Arbeitskomfort wird hier großen Wert gelegt, lieber etwas Fahren als es zu Tragen – selbst wenn es nur eine Palette ist. Dafür haben wir eine große Anzahl an unterschiedlichen Fahrzeugen zur Verfügung (Gabelstapler von verschiedenster Größe, Teleskopstapler, Fahrstühle etc.)
Gerüste werden alle zwei Wochen mit einem Staubsauger gereinigt und die Fußböden jede Woche nach Bedarf (habe gedacht meine Kollegen wollten mich veräppeln, aber ich habe es mit eigenen Augen gesehen!).
Die Aufgaben des Zimmerers (auf Finnisch „Talonrakentaja = Häuserbauer) in Finnland sind ebenfalls etwas anders als in Deutschland. Vom Schalungsbau über Bodenverlegen ist bis zum Saunabau alles dabei. Allerdings wird hier in Finnland kein großer Wert auf Mülltrennung oder Recycling gelegt. Was hier auch ganz normal ist: Zum Schließen von Löchern und Lücken wird Bauschaum in rauen Mengen verwendet.“
Wir wünschen ihm noch eine spannende Zeit in Finnland und freuen uns über weitere Erfahrungsberichte und vielleicht auch das eine oder andere Foto.